Abschied

Januar 2016 – den Himmel zieren Federwolken, weiße Kristalle bedecken das Oldenburger Umland.

22. Januar 2016

22. Januar 2016

Lina hat heute für immer Abschied genommen.

Die Leukose hat gewonnen.

Ich bin todtraurig.

 

Vier Jahre währte unsere Gemeinschaft, vier glückliche Jahre.

 

 

 

Sie spielte gern Fangen mit der kleinen Spielmaus, zerrupfte leidenschaftlich gern mein Sofa und begrüßte mich liebevoll, wenn ich von der Arbeit kam, indem sie sich mir zu Füßen auf den Rücken warf, damit ich ihr den Bauch kraulen konnte.

Anfang Januar 2016

Anfang Januar 2016

Nur fotografieren fand sie doof, dann ging sie immer weg. Ich habe nur wenige Bilder von ihr, ein großes schönes Bild bewahre ich mir in meinem Herzen.

 

Leukose, Teil 2

Früh am Morgen, um sechs Uhr bin ich aufgestanden, denn Lina sollte um acht Uhr in der Tierarztpraxis zum Bluttest sein. Die Katzendame lag noch immer neben meinem Kopfkissen; das hatte sie nie gemacht, als Mikesch noch da war.

Nach dem Frühstück brauchte ich fast eine Stunde, bis ich Lina endlich in einer Transportbox hatte. Hineinsetzen war vergangene Woche schon gescheitert und hatte mir nur eine lange blutende Schramme am Handgelenk beschert. Mit einem ausgiebigen Spiel, bei dem ich Linas Lieblingsspielzeug immer wieder in der Box verschwinden ließ, versuchte ich es heute. Als ich gerade aufgeben wollte, ging sie plötzlich von sich aus in die Kiste. Puh, schnell das Gittertürchen zu. Lina kratzte und miaute Protest.

Während der Fahrt sprach ich mit ihr. Dass wir ja nur zur Untersuchung zur Ärztin führen und dass die sehr nett sei und alles gar nicht gefährlich… und sie miaute nur hin und wieder ein bisschen.

Untersuchung also. Lina war ganz friedlich. „Die Tiere sind meist eingeschüchtert, wenn sie hier her kommen“, sagte die Ärztin, fand ihre Körpertemperatur sehr normal, wie auch ihre Augen, Schleimhäute und den Herzschlag und dann nahm sie ihr Blut ab.

„Ich brauche nur ein kleines bisschen“, sagte sie zu Lina und zu mir: „Wollen Sie auf das Ergebnis warten?“

„Ja, bitte.“ Ich hatte so eine Ahnung. Und während wir warteten, fragte ich mich im stillen, ob das Katzenmädchen mich nun wohl hassen würde, weil ich es in eine Box gesperrt hatte… weil es womöglich die schlimmen Erinnerungen an das Ausgesetztwerden im Winter hochwühlen könnte…

Wir wurden nach zehn Minuten ins Behandlungszimmer gebeten.

„Leider…“  Positiv also tatsächlich. Glück für die kleine Lady, dass sie so agil ist und keinerlei Krankheitszeichen zeigt. Lina hat heute gleich die erste Spritze Interferon bekommen und wird das nun jede Woche einmal über sich ergehen lassen müssen. Die Ärztin erzählte mir, dass es schon gelungen sei, auf diese Weise das Virus aus dem Blutkreislauf zu verbannen. Wir dürfen also hoffen.

Übrigens hat mich die Süße heute Nachmittag, als ich von der Arbeit kam, freudig beschmust. Sie ist also nicht sauer. Und sie geht sogar zwischendurch in die Transportbox, die im Flur steht. So, als wolle sie üben.

Es grüßen herzelich Lina und Sigi*

Regenbogenbrücke

Ich danke Ullrich, der mir den Link zu den schönen Gedichten gab.

Die Regenbogenbrücke ist wohl allen bekannt, die irgendwann ein geliebtes Tier haben gehen lassen müssen.

Meine Lieblingsgeschichte ist von Exupéry und mit dieser mache ich heute einen letzten Eintrag für Kater Mikesch, der am Freitag, dem 9. September 2011 für immer gegangen ist:

***

Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust  (Antoine de Saint-Exupéry)

***

Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein,

als lachten alle Sterne,

weil ich auf einem von ihnen wohne,

weil ich auf einem von ihnen lache,

du allein wirst Sterne haben, die lachen können.

 

Wenn du dich getröstet hast (man tröstet sich immer),

wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.

Du wirst immer mein Freund sein,

und deine Freunde werden erstaunt sein,

wenn sie sehen, daß du den Himmel anblickst und lachst.

***

Lina sagt:

„Klar, es ist etwas merkwürdig…, mein Bruder war zum Schluss merkwürdig, er wollte allein sein. Nun bin ich hier die einzige Katze und habe Dosi für mich allein. Ich werde sie in Grund und Boden schmusen.“

               (Katzen kommen irgendwie besser mit solchen Situationen klar)

Es grüßen euch herzelich Sigi und Lina*

Leukose

Seit Montag, dem 5. September kämpfen wir.

Nach einer furchtbaren Nacht von Sonntag auf Montag, in der, wie ich vom Tierarzt erfuhr, Mikesch über 40 Fieber hatte, holte ich dem armen Kerlchen seinen Lieblingsblumentopf ins Wohnzimmer.

Er war zu schwach um zu gehen, die Hinterbeine schafften es nicht. In der Praxis hatte er drei Spritzen bekommen, darunter eine, um das Fieber zu senken, das lebensbedrohlich hoch war, und weitere zum Kräftigen und ein Antibiotikum. Außerdem wurde ihm Blut abgenommen.

Er hatte innerhalb von zwei Tagen extrem viel Gewicht verloren und war völlig apathisch. Außerdem fraß er Katzenstreu, ein ganz schlimmes Zeichen. Sein Lieblingsfutter nahm er nur stückchenweise aus der Hand und das nur in ganz kleinen Mengen. In der Tierarztpraxis erfuhr ich, dass offenbar mit seiner Leber etwas nicht in Ordnung war. Sein Augenweiß war gelbstichig und die sonst rosigen Fußballen waren total blass. Das arme Tier fühlte sich erschreckend kalt an.

Ich rief beim Arbeitgeber an und nahm mir für Montag frei. Mittags erhielt ich einen Anruf und die schreckliche Diagnose: Leukose. Eine Welt brach zusammen. Der erste Test  vor etwa einem Jahr war positiv, der zweite Anfang diesen Jahres lautete negativ und ich hätte nun mit allem möglichen gerechnet, aber nicht damit.

Seit Montag habe ich mir viel Info zu dieser Krankheit besorgt und weiß nun, dass die Möglichkeit besteht, dass das Virus beim Bluttest nicht entdeckt wird und irgendwann die Krankheit aus verschiedenen Gründen ausbrechen kann.

Bis gestern dachte ich noch, wir könnten es schaffen. Interferon- Therapie, Antibiotikum und viel Geduld beim Füttern. Auch Mikeschs Schwester ist sehr rücksichtvoll. Tiere haben ein besonderes Gespür. Heute Morgen war zwar das Fieber weg und Mikesch bekam seine Interferon- Spritze und Antibiotikum, aber nachmittags hatte sich sein Zustand drastisch verschlechtert. Er nahm weder Nahrung noch Flüssigkeit auf, erbrach sich ständig und konnte gar nicht mehr aufstehen. Also waren wir nachmittags noch einmal beim Doc. Leider konnte er uns keine Hoffnung machen. Zwei Tage noch maximal abwarten…

Mikesch zieht sich total zurück. Seine Pupillen sind stark erweitert, er ist apathisch und liegt auf seinen Vorderpfoten, um sich im Brustbereich Erleichterung beim Atmen zu verschaffen. Das Knochenmark ist betroffen, die schlimmste Verlaufsform bei der Leukose. Es gibt nicht genug rote Blutkörperchen, um Sauerstoff durch den Körper zu transportieren. Darum pumpt sein Herz wie verrückt. Es ist mir nicht gelungen, ihm irgendwie Nahrung oder Flüssigkeit zu geben. Er schluckt nicht.

Lina geht ab und zu nach ihm sehen. Dann sitzt sie vor ihm und beobachtet ihn. Wir haben auch schon zu zweit bei ihm gesessen. Bei meinem letzten Versuch, ihn zu kraulen, fauchte er mich an… kein gutes Zeichen.

Es tut mir sehr leid, dass die Geschichte eine solche Wendung genommen hat. Ich hätte euch so gern noch mehr lustige Geschichten von diesem kleinen Rocker erzählt.

Seid lieb gegrüßt von Sigi.

Völlig von Sinnen…

Ich, der geliebte Dosenöffner, schreibe heute. Diese Katzen sind gerade nicht zurechnungsfähig, so kann ich den Zustand wohl bedenkenlos nennnen.

Seit Freitag ist Lina rollig und überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen. Von Scheu keine Spur mehr, im Gegenteil. Mikesch und ich sind nirgendwo vor ihr sicher. Seit Freitagabend herrscht dieser Ausnahmezustand vor. Nach zwei Tagen, an denen ich den Anstandswauwau spielte und alles gab, um schlimmeres zu verhindern, fühlte ich mich ausgepowert, als hätte ich an einem 50-Kilometer-Marathon teilgenommen.

Im Internet hatte ich danach geforscht, was frau am schlauesten tut. Getrennte Zimmer ließ sich nicht praktizieren, denn anschließend hätte ich den Fußboden, durch den sie sich graben wollten, restaurieren müssen. Die Katze kraulen, weil sie das braucht (ist schließlich enormer Stress für sie und mit hoher Empfindlichkeit im Bauchbereich verbunden), nun, da hätte ich mir möglicherweise eine Sehnenscheidenentzündung zugezogen. Und Lina war auch viel zu nervös, als dass sie länger als eine Minute auf meinem Schoß sitzen geblieben wäre. Rolligkeit bei Katzen kann bis zu zwei Wochen andauern.

Am zweiten Abend (die erste Nacht schlief ich gar nicht) fiel ich wie ein Stein ins Bett und am nächsten Morgen war Lina auffallend ruhig und verfolgte endlich mal nicht ihren Bruder. Oh Oh – der wird doch wohl nicht Erfolg gehabt haben?

Ich machte mir so meine Gedanken darüber, was das mutmaßliche Alter der beiden angeht. Die Geschlechtsreife setzt mit sechs Monaten ein. Vielleicht sind die beiden Hübschen doch schon etwas älter als angenommen. In den letzten Wochen haben sie ordentlich an Größe zugelegt.

Wir haben noch einen unruhigen Tag vor uns. Am Donnerstagmorgen wird der Tierarzt dem Treiben ein Ende setzen. Beide werden kastriert. Dieser Eingriff sollte eigentlich im März vorgenommen werden. Aber das Risiko ist zu hoch, dass Mikesch seine Schwester (wenn sie denn wirklich die Schwester ist) geschwängert haben könnte. Aber schon wegen ihrer Erkrankung sollen sie keinen Nachwuchs haben.

…am 8. Januar war die Welt noch in Ordnung…

Wer es genauer wissen will, wie das bei den Katzen geht, liest bei Wikipedia nach.

Liebe Grüße!

***

Vorherige ältere Einträge

Frau-Mutter.com

Der Mamablog am Rande des Nervenzusammenbruchs. Lustiges, Informatives und viele Gewinnspiele rund um das Thema Familie. Immer mit einer Prise Ironie.